Campus I

Die Serie "Campus" besteht aus abstrakten Form- und Farbkompositionen auf zumeist kleinem Format. Breite Pinselstriche fügen sich zu Flächen, durchbrochen und voneinander abgegrenzt durch zarte, malerische Lineaturen. Durch flächige, rot- und gelbtönige Bildelemente schimmern blaue und grüne Akzente hindurch und erinnern subtil und ausschnitthaft an Landschaftlichkeit. Während sich felsartige Formationen dem Blick  entgegenstellen, scheinen sich andere, hellere, in eine imaginäre Ferne zu öffnen.

 

Sabine Wenig thematisiert den Blick aus dem Flugzeug. Beim Ab- oder Anflug ergeben unbebaute Agrarflächen von oben gesehen eine Struktur "farbiger, fast geometrischer Flächen, die sich in Beziehung setzen". Reale Landschaften werden zu abstrakten Flächen, die Grenzen dazwischen zu Lineaturen, die die Flächen voneinander scheiden. Gleichzeitig vermitteln blau-weiße, himmelsähnliche Bereiche im oberen Teil der Kompositionen einen Blick "nach oben", verweisen auf die gewohnte Verortung des Menschen "unten" auf der Erde.

 

Den in der Flugbewegung wahrgenommenen und sich ständig verändernden Blickwinkel auf die Erde als zeitliches Phänomen überführt Sabine Wenig kompositorisch in eine Gleichzeitigkeit von Oben und Unten. Sie relativiert die gewohnte, "realistische" Perspektive des Menschen auf die "Welt" und stellt ihn bildnerisch infrage.

 

Tanja Kemmer, Kunsthistorikerin M.A.